Unser Gehirn ist ein knapp eineinhalb Kilo schweres Wunderwerk. Kein heutiger Computer kann auf ähnlich begrenztem Raum eine annähernd umfangreiche Informationsmenge speichern. Innerhalb unseres Gehirns befindet sich die Abbildung ganzer Gedächtniswelten. So tragen wir nicht nur das Gesicht eines Menschen in uns, den wir nur ein einziges Mal kurz gesehen haben, sondern auch die Erfahrung eines ganzen Menschenlebens mit Bildern, Tönen, Gerüchen, Geschmäckern, Erinnerungen an Berührungen und Gefühle. Jede Erfahrung, die unsere Sinne in der Umwelt machen, hinterlässt eine Art Gedächtnisspur im Geflecht der Nervenzellen. Diese Spur ist allerdings unterschiedlich haltbar. Das ist sinnvoll, sonst wären wir mit Nebensächlichkeiten schnell überfordert und könnten uns nicht mehr auf Wichtiges konzentrieren.
Drei Stufen des Gedächtnisses
Das sensorische Gedächtnis sammelt flüchtige Eindrücke unserer Sinnesorgane und speichert diese nur wenige Sekunden. Das Kurzzeitgedächtnis, die nächste Stufe, bewahrt Erinnerungen einige Sekunden bis Tage. Das Langzeitgedächtnis hingegen ist der Speicher für Informationen, auf die dauerhaft zurückgegriffen werden kann. Welche Information nun bis zu welcher Gedächtnisstufe hochsteigt, ist unsere Entscheidung. Dinge, die als unwichtig beurteilt werden, verblassen schneller als Reize, die wir als wichtig erachten.
Strategien für dauerhaftes Merken
Mangelnde Aufmerksamkeit ist die häufigste Ursache für Gedächtnisprobleme. Je aufmerksamer wir uns einer Sache widmen, umso mehr Verknüpfungen werden im Gehirn gebildet. Schaut man sich beispielsweise einen Gegenstand lange und intensiv an, werden Assoziationen mit anderen Dingen gebildet, die ähnlich aussehen oder eine vergleichbare Funktion haben. Diesen Vorgang kann man bewusst verstärken. Ein solch eingehend betrachteter Gegenstand hinterlässt eine breite Spur im Gedächtnis und wird so schnell nicht wieder gelöscht oder verändert.
Das zweithäufigste Problem beim Erinnern ist die Denkblockade. Stress und Aufregung verwehren uns manchmal den Zugang zur gespeicherten Information. Beispielsweise Namen, auf die wir uns mit aller Gewalt konzentrieren, fallen uns nicht mehr ein. Da hilft es manchmal, an etwas anderes zu denken. Plötzlich ist der gesuchte Name wieder aufgetaucht.
Tipps zum besseren Merken
Es ist nicht sinnvoll, sich alles merken zu wollen. Setzen Sie Prioritäten und konzentrieren Sie sich auf wirklich wichtige Dinge.
Die besten Gedächtnisleistungen erbringt man in den persönlichen Tages-"Hochzeiten". Im Mittagstief oder spät in der Nacht lässt auch das beste Gehirn nach.
Niemand kann sich pausenlos konzentrieren. Nach 30 bis 45 Minuten Gedächtnisarbeit fordert das Gehirn fünf Minuten Abwechslung, nach zwei Stunden mindestens 15 Minuten Pause.
Wenn man sich Dinge merken will, ist es gut, sie mit allen Sinnen zu erfassen. Also bewusst auf Farbe, Form, Aussehen, Geräusche und Gerüche achten.
Die meisten Menschen können sich gut Informationen merken, wenn sie mit Bildern verknüpft sind. Das kann man auch auf abstrakte Zahlen übertragen. Die Eins kann ein Baum sein, die Zwei ein Zwillingspärchen, die Drei die Heilige Dreifaltigkeit usw. So kann man sich Telefonnummern in Form einer kleinen Geschichte merken.
Konzentriertes Arbeiten fordert eine gute Sauerstoffversorgung. Viel Bewegung an der frischen Luft hilft auch dem Gedächtnis auf die Sprünge.
Auch für das Gehirn gilt das alte Sprichwort: Wer rastet, der rostet. Geistige Leistungsfähigkeit lässt sich genau wie körperliche Fitness trainieren. Denkspiele und Konzentrationstraining bringen die grauen Zellen auf Trab.