"Die gefährlichen Blutsauger übertragen eine Reihe von Erkrankungen, darunter FSME und Borreliose. Heute zeige ich Ihnen, wie Sie vorbeugen können und was nach einem Zeckenstich zu tun ist.
Zecken gehören zu den Spinnentieren. Weltweit gibt es über 800 Arten. In Europa ist hauptsächlich der Holzbock (Ixodes ricinus) gefährlich, der verschiedene Erkrankungen wie Rückfallfieber und Ehrlichiose übertragen kann. In Deutschland sind vor allem FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und Borreliose von Bedeutung.
Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Zeckenstich an Borreliose zu erkranken, liegt um ein Vielfaches höher als bei FSME, nämlich bei 1:50 bis 1:100. Jedes Jahr gibt es in Deutschland etwa 60.000 Neuerkrankungen. Spezielle Zahlen über Infektionen von Kindern liegen nicht vor.
Damit Sie Ihr Kind vor dem Biss einer Zecke schützen können, habe ich ein paar vorbeugende Maßnahmen für Sie zusammengestellt:
- Die Wahrscheinlichkeit, sich eine Zecke „einzufangen“, ist besonders hoch an Waldrändern, Waldlichtungen, Wegrändern und kleinen „Trampelpfaden“, im hohen Gras sowie in Büschen. Bleiben Sie daher auf etwas breiteren Waldwegen und unternehmen Sie keine Abstecher in das Unterholz oder ins hohe Gras. Auch Heuhaufen oder Futterstellen sind übrigens beliebte Zecken-Aufenthaltsorte.
- Selbst die „richtige“ Bekleidung schützt niemals hundertprozentig gegen Zecken! Günstig sind lange Hosen, Strümpfe und geschlossene Schuhe. Die Hosenbeine sollten in die Strümpfe bzw. Stiefel gesteckt werden. Wählen Sie einfarbige, helle Kleidungsstücke, da hierauf wandernde Zecken am einfachsten zu sehen sind. Decken Sie den Kinderwagen mit einem Mückennetz ab.
- Insekten abweisende Mittel (Repellentien) schützen unbedeckte Hautstellen gegen Zeckenbefall. Unschädlich und bereits für Säuglinge geeignet ist z. B. Zanzarin
Bio-Hautschutz-Lotion (Wirkstoff: Kokosfettsäuren), die laut Stiftung Warentest die beste Schutzwirkung gegen Zecken aufweist. Das Mittel schützt bis zu sechs Stunden gegen Zecken und bis zu fünf Stunden gegen Stechinsekten wie Mücken.
- Machen Sie bei einem Waldspaziergang alle zwei Stunden einen „Zecken-Check“. Suchen Sie den gesamten Körper nach dem Spaziergang gründlich ab. Zecken sitzen bevorzugt in den Leistenbeugen, in den Kniekehlen, unter den Armen, im Nacken, im Genitalbereich sowie am Gesäß. Bei Kindern ist häufig auch der Haaransatz betroffen, sodass Sie auch Kopf und Nacken absuchen sollten.
- Ziehen Sie Ihr Kind nach einem Waldspaziergang, einem ausgedehnten Parkspaziergang oder Spielplatzbesuch um.
Wurde Ihr Kind trotz der vorbeugenden Maßnahmen von einer Zecke gebissen, hier ein paar Tipps für das richtige Entfernen:
- Entfernen Sie jede entdeckte Zecke sofort, das reduziert insbesondere das Risiko einer Lyme-Borreliose, senkt aber auch die Gefahr einer FSME-Infektion.
- Die Entfernung gelingt am einfachsten mit einer speziellen Zeckenzange (erhältlich z. B in Apotheken), es geht aber auch mit einer gut schließenden Pinzette oder notfalls mit den Fingernägeln.
- Fassen Sie die Zecke direkt über der Haut, ohne den Körper der Zecke zu quetschen (Gefahr der vermehrten Abgabe von Erregern!). Halten Sie die Zecke dann für etwa 60 Sekunden unter leichtem Zug (dabei aber nicht abreißen!). Das führt dazu, dass die Zecke meist von selbst loslässt und komplett entfernt werden kann. Das immer wieder empfohlene Herausdrehen (die Richtung ist dabei übrigens gleichgültig) ist weniger effektiv.
- Versuchen Sie keinesfalls, die Zecke mit Öl, Klebstoff oder Ähnlichem zu „ersticken“. Das schadet mehr, als es nützt. Es führt mit großer Wahrscheinlichkeit dazu, dass die Zecke im „Todeskampf“ erst recht Erreger in die Wunde abgibt.
Mein Tipp: Falls Sie ein Kältespray gegen Verletzungen in Ihrer Erste-Hilfe-Ausrüstung haben, können Sie die Zecke vor dem Herausziehen damit einsprühen und so betäuben.
- Desinfizieren Sie nach dem Entfernen Hände und Stichwunde mit 70-prozentigem Alkohol oder einem handelsüblichen Desinfektionsmittel (z. B. Polysept
Lösung). Ggf. in der Haut verbliebene Mundwerkzeuge werden meist innerhalb weniger Tage problemlos „abgestoßen“.
- Trauen Sie sich die Entfernung der Zecke nicht zu oder ist ein Teil der Zecke in der Haut verblieben und hat sich entzündet, suchen Sie bitte einen Arzt auf."
Quelle: Dr. Andrea Schmelz